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Indianerpfad
Komplementäre Medizin für die Seele und das Leben
Wie authentisch ist ein Traum?
Kann man in die Zukunft schauen?
Lassen sich Lösungswege für andere Menschen träumen?
Nach westlichen wissenschaftlichen Maßstäben brauchen wir über so etwas eigentlich nicht nachdenken. Es gefährdet nur unser Weltbild.
Aber wenn Träume Schäume sind und nichts als aussagefreie symbolhafte Verarbeitungsmechanismen des Gehirns: Wieso gab/gibt es in allen Kulturen die Seher, die Seherinnen?
Warum hat sich diese Form von Ethnomedizin überall entwickelt und ist über Jahrtausende praktiziert worden? Im Überlebenskampf der Menschheit hatte man Besseres zu tun als g'spinnerten Phantasten zu folgen.
Kaum ein Forschungsbereich der modernen Medizin steht vor so großen Rätseln wie die Schlaf- und Traumforschung.
Man weiß zwar, welche Gehirnareale aktiv sind und wann, man kennt Mittel, die Stoffwechselvorgänge und damit (Alb)Träume unterdrücken, aber was und warum eigentlich geschieht, weiß man nicht.
Auch hier wird ein Wissen-Schaffen letztendlich nicht möglich sein, wenn die Wissenschaft weiterhin die Seele außer Acht lässt.
Aus unserer westlichen Geschichte und Kultur sind zahlreiche Sehende bekannt.
Die Bibel nennt sie Propheten.
Zahlreiche Schlachten und ihre Ausgänge sind geträumt worden, der Untergang von Weltreichen, mathematische Formeln, Kompositionen, Erfindungen und revolutionäre neue Modelle der Physik. So flossen Träume auch in die Wissenschaft ein. (!)
In den Träumen und Visionen der Medizinmenschen der Sioux wurden das Eintreffen der Büffel geträumt, die Gründe für ihr Fernbleiben, wie auch mehrfach der drohende Untergang der eigenen Rasse vorhergesagt.
Die Medizin des Sehens nennt man bei den Sioux 'Wayatan' (auch Wayataan).
Wie 'funktioniert' dies?
In einer schamanischen Reise schickt der/die Reisende einen Teil seines Bewusstseins auf die Reise.
Dies ist ein nagualer Anteil der Seele. Ein solcher Anteil geht auch auf Reisen, wenn wir träumen. Im Grunde reisen wir also alle des nachts, (wenn unser Alltagsbewusstsein ruht und uns nicht im Wege steht).
Ein Traum ist eine schamanische Reise.
Sie dient dem Wachstum der Seele, Erkenntnis und Vision. In ihr werden Tageserlebnisse noch einmal betrachtet, erfühlt und verarbeitet. Im Traum leben wir Ängste, Sorgen und Wünsche. Ein Traum kann ebenso visionär sein. Wir stehen in Verbindung mit längst vergessenen oder verdrängte Erlebnissen, mit anderen Menschen, mit uns selbst.
Träumen ist eine Chance
Ein/e Wayatan ist ein Medizinmensch, der träumend reist.
Neben den nächtlichen Ausflügen in die Anderswelten arbeiten Wayatan auch oft mit anderen Mitteln der Wahrnehmung. In allen Kulturen haben sich Möglichkeiten des andersweltlichen 'Informationsflusses' entwickelt.
In einer beeindruckenden Vielfalt wurden Aussagen in diversen Medien gefunden - von den Orakeltechniken der Priesterinnen (=Schamaninnen) Delphis, die Arbeit mit Karten (Tarot), die Runen aus unserem keltogermanischen Kulturraum, das Lesen in Asche, Innereien, Sternenkonstellationen, Augen, usw.
Sehen ist Sehen. Egal wie.
So gehört zur Wayatanmedizin im Grunde alle Wahrnehmung von Informationen aus den Anderswelten, ohne dass es der bewusst hergestellten Trance (mittels Trommel, Rassel, usw) unbedingt bedarf.
Es ist also keine schamanische Reise im eigentlichen Sinne, eher das Öffnen eines Portales und der Bereitschaft, den Fluss von Nachrichten aufnehmen und deuten zu wollen.
Wie bei einer schamanischen Reise auch fliessen Informationen in einer Symbolsprache. Diese finden wir in den Träumen, aber auch in den Medien der Orakeltechniken. Die Kunst der Wayatan ist also neben der Aufnahme der Nachrichten die Deutung ihrer symbolhaften Aussagen. Und dies ist, wie bei allen anderen Formen von Medizin, eine große Aufgabe, denn es geht um den Menschen, für den gearbeitet wird. Ein/e gute/e Wayatan wird bemüht sein, nicht Antworten zu geben, die der Klient selbst erarbeiten oder leben sollte, nicht zu bevormunden und sich nicht als Autorität für ein fremdes Leben aufzuspielen.
Es geht vielmehr um Hinweise, die dem Menschen weiter helfen, den eigenen Weg zu gehen, um Orientierung und Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bereich des Lebens.
Auf keinen Fall dürfen aus einer derartigen Arbeit Abhängigkeiten entstehen, die den Suchenden (noch mehr) entmündigen.
Die Gabe der Wayatan hilft einem Menschen seine Thematik durch eine andere Schau als aus der eigenen Subjektivität heraus zu betrachten. Es ist also lediglich eine weitere Form der Information, die in einer guten Arbeit mit den bereits vorhandenen Selbsterkenntnissen und -bildern in Resonanz geht. Dies ermöglicht eine weitergehendere Schau auf sich selbst, als es die eigene Betriebsblindheit zulässt.
Ein/e gute/r Wayatan wird aus den Charakteristiken der Träume zu unterscheiden lernen, ob der Traum zu ihm gehört, oder für einen anderen Menschen geträumt wurde. So wird nicht jedes nächtliches Erleben zur Medizinarbeit.
Menschen, die auch gerne Medizin tragen würden, (hallo Ego!), sollten sich auch darüber klar werden, dass es sicher ein großes Geschenk ist, dies leben zu dürfen, aber eben auch eine Last sein kann, die man trägt.
So betrachtet erscheint dann das Wunder derartiger Arbeit nicht immer als erstrebenswert.
Zum/zur WayatanschülerIn wird man berufen.
Die Ausbildung, besser: das Werden, findet überwiegend in Träumen statt, aber auch im Inipi und/oder in einer Visionssuche, dem Sonnentanz. Wicasa Wakan begleiten dies Werden meist, ohne daß sie selbst Wayatan sein müssen. Als Lehrer wirken Andersweltliche. Um Nachahmereien nicht zu provozieren und die Medizin der Wayatan respektvoll zu schützen gebe ich hier keine weiteren Informationen.
Ein/e Wayatan ist ein/e TräumerIn.
Dies hat allerdings nicht etwas mit Realitätsferne zu tun.
Es ist eher eine Schau in die Wunder aller Realitäten, jenseits von Raum und Zeit.
'Alles was erlebt werden kann ist real,
sonst wäre es nicht erlebbar.
Auch ein Traum ist real, ebenso eine Vision'.
Lame Deer
Die Medizin der Träume
Die Medizin der TräumerInnen arbeitet manchmal auch ohne vorherigen Wunsch eines anderen Menschen. Und so träumt man für andere, zu einer vorher bekannten und benannten Thematik, oder als Warnung, Hinweis, Wegweiser.
Mit dem Respekt vor und in dieser Medizin geht einher, Träume als andere Realität ernst zu nehmen, und nicht nach Lust und Laune zu betrachten. Hier kann man sich nicht aussuchen, was man möchte oder ablehnt, weil es unangenehm sein könnte. Die Schwere der Medizin liegt auch im Schauen in die Zeit, die sich gerade entwickelt.
Es ist der Blick in den künftigen, wahrscheinlichen Fluss des Lebens. Und was man schaut muss gesagt werden. Hierfür ist diese Medizin da und es obliegt nicht der Entscheidung der Wayatan, nach Gutdünken zu Schweigen, zu Interpretieren oder zu Verfremden.
So sind manche Dinge, die man schaut, furchtbar. Wer will schon darüber erfahren, dass Schritte anstehen, die man eigentlich immer vermeiden wollte, dass eine Trennung kommt, der Tod eines Angehörigen, oder der Zusammenbruch einer Lebensplanung? Da lacht Gott...
Wer will träumen, was noch nicht geschah, aber Angst macht?
Wer will wirklich in aller Konsequenz sehen?
Das Leben ist kein Supermarkt: Wir können uns die Erfahrungen, die wir zu leben haben, nicht im Internet bestellen. Und man kann die Botschaften, die ein Wayatan träumt, nicht mit der Fernbedienung als angenehme Nachtunterhaltung auswählen.
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